Südwest Presse, November 2016


Südwest Presse, November 2016

Ehrliche und bitterböse Pointen

Helmut Schleich sorgt im Neu-Ulmer Scharff-Haus für viele Lacher und rüttelt die Zuschauer wach.

Franz Josef Strauß hat einmal gesagt, dass ihm „der gestandene Arbeiter innerlich viel näher steht als mancher blasierte Anhänger der Schickeria in den Nobelquartieren der Städte“. Auf die Seite des kleinen Mannes stellt sich auch Helmut Schleich, dessen Paraderolle Strauß ist. Der Kabarettist holte im voll besetzten Edwin-Scharff-Haus zum Rundumschlag aus gegen die politischen, wirtschaftlichen und geistlichen Eliten.

„Wir werden systematisch verarscht“, stellte Schleich fest. Mit seinem Programm „Ehrlich“ setzte er dem etwas entgegen. Er entlarvte, wie die EU-Politiker die Handelsabkommen TTIP und Ceta über die Köpfe der Bürger hinweg durchsetzen wollten – bis die Wallonen auf die Idee kamen, sich den Handelsvertrag einmal genauer durchzulesen. Wie unmenschlich das Bankenwesen geworden sei, zeige sich im Großen wie im Kleinen: „Chief-In vestment- Consulting-Arschlöcher“ spekulierten mit Lebensmitteln, während sie den Bankkunden mit dem Eintippen ellenlanger IBAN-Nummern schikanierten. Da sehne man sich nach dem biederen Bankbeamten von früher zurück, der sich eher für Formulare als für Gewinn interessierte.

Schleichs Pointen fielen zuweilen bitterböse aus. Sigmar Gabriel bekam sein Fett weg: „Dick und Doof, das waren doch früher zwei!“ Die Zukunft der Religion? Nicht gerade rosig: „Mars war auch mal ein Gott, heute ist er ein Schokoriegel!“ In seiner Rolle als Strauß zitierte der Kabarettist Bismarck: „Die erste Generation baut auf, die zweite reißt ein, die dritte studiert Kunstgeschichte und die vierte verkommt komplett.“ Und wunderte sich, „woher schon der Bismarck die CSU gekannt hat: Strauß, Stoiber, Seehofer, Scheuer“.

Das passende Fazit zog ein Zuschauer aus Söflingen: Schleich sei eine „geballte Ladung“, sein Kabarett „einmalig“ und „treffsicher“ – da hilft’s den Mächtigen auch nicht, wenn sie sich hinter Lügen verstecken.

VON LUKAS WETZEL


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